Nicht-operative Therapien

Im Rahmen der Adipositas-Therapie sind nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten von zentraler Bedeutung.

Bei den nicht-operativen (konservativen) Therapien geht es darum, durch Veränderungen bisheriger Abläufe und Verhaltensweisen im Alltag, Übergewicht zu reduzieren. Vor Beginn einer Therapie ist es wichtig, einen Check-up beim Hausarzt oder auf dessen Zuweisung beim Endokrinologen (Endokrin bedeutet "Hormone") wahrzunehmen. Dabei sollen Begleiterkrankungen, die durch Adipositas hervorgerufen werden können, aktiv gesucht und falls vorhanden, behandelt werden. In seltenen Fällen kann das Übergewicht auch durch eine hormonelle Grunderkrankung mitverursacht sein. Bei entsprechendem Verdacht ist eine weitere Abklärung und/oder Therapie notwendig.

Zu den möglichen Therapien zählen:

  1. Ernährungsumstellung
  2. regelmässige körperliche Aktivität
  3. psychologische Unterstützung 
  4. medikamentöse Unterstützung

Welche dieser Optionen für Sie in Frage kommt, werden die Expert:innen des Adipositas-Netzwerks mit Ihnen besprechen.

1. Ernährungsumstellung

Die Ernährungsumstellung ist das Hauptelement der Adipositas-Therapie. Dabei geht es nicht um eine Diät, sondern um eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, an welchen über Jahre mit guter Lebensqualität festgehalten werden kann. Eine bewusste, ausgewogene Ernährung mit allen Komponenten (viel Gemüse/Salat, Eiweiss und Kohlenhydrate zu gleichen Teilen) in reduzierten Mengen steht dabei im Vordergrund.

Auf Ihre vielleicht ungesunden Lieblingsspeisen müssen Sie nicht gänzlich verzichten, sondern können diese in kleinen Mengen und reduzierter Häufigkeit bewusst geniessen.

Die Ernährungsberaterinnen des Adipositas-Netzwerks helfen Ihnen dabei, sich mit Ihrem Essverhalten auseinanderzusetzen und Ihre Ernährung so umzustellen, dass Sie eine dauerhafte Gewichtsreduktion erreichen und halten können.


2. Regelmässige körperliche Aktivität

Die Bedeutung einer regelmässigen körperlichen Aktivität - neben der Alltagsbewegung - wird häufig unterschätzt. Diese ist nicht nur notwendig zur Optimierung der Energiebilanz, sie dient auch dem Muskelaufbau und der Verbesserung von Koordination, Beweglichkeit und Gleichgewicht.

Sie sollten sich eine körperliche Aktivität aussuchen, die Ihnen Spass macht und welche Sie möglichst gut in Ihren Tagesablauf einbauen können. Schon das Verzichten auf den Lift und das regelmässige Treppensteigen bringt einen Effekt. Eine Möglichkeit ist auch, das Auto weiter weg zu parkieren oder im Bus eine Haltestelle früher auszusteigen und den Rest zu Fuss zu gehen. Beginnen Sie mit kleinen/kurzen Bewegungseinheiten (zum Beispiel 5-10 Minuten zügiges Gehen), welche Sie dann im Verlauf ausbauen können. Das Ziel sollte sein, dass Sie sich mindestens 3x pro Woche für 30 Minuten bewegen.

Die Bewegungstherapeuten des Adipositas-Netzwerks helfen Ihnen dabei, Ihr individuelles Bewegungsziel aufzustellen und regelmässige Bewegung in Ihren Tagesablauf zu integrieren.


3. Psychologische Unterstützung

Eventuell ist für eine konsequente Gewichtsreduktion eine psychologische Unterstützung hilfreich.

Das Essverhalten ist häufig mit spezifischen Lebenssituationen (Stress, negative Emotionen) verknüpft, die zu Frustessen und Essattacken führen können. Betroffene fühlen sich oft machtlos, dieses Verhalten zu durchbrechen, was dazu führt, dass die Frustration immer grösser wird. Eine psychologische Unterstützung kann helfen, die Ursachen für das Frustessen zu erkennen und diesen spezifisch entgegen zu wirken.

Die Therapeuten des Adipositas-Netzwerks decken mit Ihnen gemeinsam die Zusammenhänge für Frustessen oder Essattacken auf und unterstützen Sie dabei, Strategien zu entwickeln, mit denen Sie diese Verhaltensmuster durchbrechen können.


4. Medikamentöse Unterstützung

Es gibt die Möglichkeit, den Erfolg der konservativen Massnahmen durch ein Medikament zu unterstützen. Die Ernährungsumstellung und die regelmässige körperliche Aktivität bleiben aber ganz klar im Vordergrund. Ohne die Bemühungen in diesen beiden Bereichen wird Ihnen eine medikamentöse Unterstützung nur beschränkt helfen.

Die Endokrinologen des Adipositas-Netzwerks beraten Sie gerne hinsichtlich einer möglichen medikamentösen Therapie und stehen Ihnen während einer allfälligen Behandlung begleitend zur Seite.

Letzte Aktualisierung: 20.06.2023